Wohnraumsituation in der Grafschaft Bentheim
Aug 2024Umfrage der Wirtschaftsvereinigung unter Arbeitgebern zeigt Handlungsbedarf
Die Verfügbarkeit von Wohnraum in der Grafschaft Bentheim ist ein zentrales Thema, das die Lebensqualität der Region und die Anwerbung und Bindung von Arbeits- und Fachkräften beeinflusst. Ein attraktives Wohnumfeld stellt einen bedeutenden Faktor dar, um qualifizierte Mitarbeitende langfristig an Unternehmen zu binden. Doch wie stellt sich die Situation aktuell und zukunftsfähig dar?
Im April und Mai 2024 führte die Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim eine Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen durch, um den zukünftigen Wohnraumbedarf im Landkreis zu analysieren. Hintergrund dieser Befragung ist die wachsende Bedeutung des Themas Wohnraum, insbesondere im Zusammenhang mit der Fachkräftemigration, die in der Region zunehmend zentral wird.
Insgesamt 48 Unternehmen aus verschiedenen Branchen nahmen an der Umfrage teil. Besonders stark vertreten waren das Bau- und Ausbaugewerbe (21 %), der Anlagen- und Maschinenbau (12 %) sowie die Bereiche Gesundheitstechnik und Kunststoffverarbeitung (jeweils 10 %). Die Mehrheit der teilnehmenden Unternehmen (55 %) hat ihren Standort in Nordhorn.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich, dass der Mangel an geeignetem Wohnraum bereits heute ein erhebliches Problem darstellt: 58 % der befragten Unternehmen geben an, dass ihre Mitarbeitenden Schwierigkeiten haben, passenden Wohnraum zu finden. In 17 % der Fälle führte dies sogar dazu, dass offene Stellen trotz qualifizierter Bewerberinnen und Bewerber nicht besetzt werden konnten. Dies verdeutlicht die enge Verbindung zwischen Wohnraummangel und der erfolgreichen Anwerbung und Bindung von Fachkräften aus dem In- und Ausland.
Die Mehrheit der Unternehmen (81 %) unterstützt ihre Mitarbeitenden bereits bei der Wohnraumsuche, oft durch die Bereitstellung von Informationen über lokale Wohnmöglichkeiten oder die Vermittlung von Kontakten zu Immobilienmaklern und Vermietern. Einige Unternehmen (23 %) gehen sogar noch weiter und stellen eigenen Wohnraum zur Verfügung, um ihre Beschäftigten zu unterstützen.
Ein besonders hoher Bedarf besteht an langfristigen Wohnmöglichkeiten (über ein Jahr), wobei die Nachfrage sowohl nach Einzelwohnungen als auch nach Familienwohnungen groß ist. Aufgrund der hohen Unternehmensdichte liegt der Schwerpunkt des Wohnraumbedarfs in Nordhorn. Über die Hälfte der Befragten erwartet, dass der Bedarf an Wohnraum in den nächsten fünf Jahren aufgrund von Fluktuation und Nachbesetzungen weiter steigen wird.
Die Umfrage zeigt auch die Bereitschaft der Unternehmen, aktiv zur Lösung des Wohnraumproblems beizutragen: 29 % der Unternehmen erkennen die Bedeutung des Themas und planen, entsprechende Maßnahmen zu prüfen. Weitere 37 % sind offen für das Thema, benötigen jedoch noch eine genauere Evaluierung, wie sie als Arbeitgeber aktiv werden können. Dennoch gibt es auch eine Minderheit (27 %), die den Bedarf zwar sieht, aber derzeit keine Maßnahmen plant.
Arbeitsgruppe „Fachkräftemigration“
Die Umfrage ist eine erste Handlungsmaßnahme, die aus der Arbeitsgruppe Fachkräftemigration entstanden ist, die im August 2023 unter der Leitung der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim ins Leben gerufen wurde. Die Arbeitsgruppe besteht aus Unternehmen, die sich intensiv mit der Thematik der Fachkräftemigration auseinandersetzen, sowie aus Vertretern der relevanten Behörden und Institutionen. Ihr Ziel ist es, den Erfahrungsaustausch zu fördern und gemeinsame Ziele zu definieren, um die Fachkräftemigration und -integration in der Region erfolgreich zu gestalten.
In der Arbeitsgruppe wurden konkrete Ziele erarbeitet, wobei das Thema “Wohnraum” als besonders dringlich hervorstach. Es wurde deutlich, dass es an bezahlbarem und sozial integrativ nutzbarem Wohnraum für Fachkräfte aus dem In- und Ausland mangelt. Im März 2024 widmete sich daher eine kleinere Untergruppe der Ausarbeitung einer Umfrage, um den voraussichtlichen Bedarf an Wohnraum, einschließlich spezifischer Anforderungen, zu erfassen.
Insgesamt machen die Ergebnisse der Umfrage deutlich, dass die Wohnraumverfügbarkeit ein dringendes Thema ist, das nicht nur die Integration von Fachkräften, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Region beeinflusst. Die Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim sieht in den Ergebnissen einen Auftrag sowohl auf kommunaler Ebene als auch im Zusammenspiel mit regionalen Unternehmen kreative Lösungen zur Verbesserung der Lage auf dem Wohnungsmarkt zu entwickeln.