Mitgliederversammlung und Vorstandswahlen bei der Wirtschaftsvereinigung

Festrednerin Dr. Anne-Marie Großmann (5. von links) und Geschäftsführerin Gitta Mäulen (Mitte) mit einigen Vorstandsmitgliedern der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim: v.l. Jochen Anderweit, Petra Rötterink, Andrea Moggert-Kemper, Dr. Jörg Grundmann, Klaas Johannink, Gerrit Büter, Jan-Christian Diederichs, Wolfgang Wesselink und Gregor Neuhäuser. Bild: Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V.

Vorstandsvorsitzender spricht über politische Entwicklungen, Wohnungsbaukrise und Fortschritte in der Energiewende

Am 18. Juni 2024 fand die jährliche Mitgliederversammlung der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim im NINO-Hochbau statt. In der internen Sitzung präsentierten Geschäftsführung und Vorstand den Geschäftsbericht für das Jahr 2023 und stellten die Themenschwerpunkte für das laufende Geschäftsjahr vor.

Im vergangenen Jahr konnte die Wirtschaftsvereinigung bei 43 Veranstaltungen und Arbeitskreisen (SCHULEWIRTSCHAFT, Personal, Marketing und IT) insgesamt 1.950 Gäste begrüßen. Besonders erfreulich war die Aufnahme von vierzehn neuen Mitgliedsunternehmen.

Geschäftsführerin Gitta Mäulen stellte die Schwerpunkte in den vier Kompetenzfeldern „Bildung und Fachkräfte“, „Energie und Energieeffizienz“, „Digitalisierung und Innovation“ und „regionalpolitische und wirtschaftliche Entwicklung“ vor. Hier fanden zahlreiche Informationsveranstaltungen statt, etwa zu “Zuwanderung als Chance für den Arbeitsmarkt in der Grafschaft Bentheim”, dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz mit der Vorständin der Bundesagentur für Arbeit Vanessa Ahuja, und „Auswirkungen der Strom- und Gaspreisbremse auf die Energiekosten”. Auch die Rolle der KfW bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft wurde in einem Vortrag des Vorstandsvorsitzenden der KfW, Stefan Wintels, beleuchtet. Unternehmerfrühstücke in Neuenhaus und Bad Bentheim sowie Besuche bei der Georg Utz GmbH in Schüttorf und bei der Emsland-Stärke GmbH in Emlichheim im Rahmen der “Unter-Uns-Veranstaltungen” beförderten den Austausch der Mitglieder.

Neue Mitglieder im Vorstand der Wirtschaftsvereinigung

Im Zuge der Mitgliederversammlung hat es Veränderungen im Vorstand gegeben. Seit der letzten Wahl vor drei Jahren haben vier Beisitzer den Vorstand verlassen: Silke Kamps, Jürgen Timmermann, Thorsten Dirks und Lars Bohne.

Der neue Vorstand der Wirtschaftsvereinigung setzt sich jetzt wie folgt zusammen:

  • Vorstandsvorsitzender Klaas Johannink (Ringoplast GmbH)
  • Stellvertretender Vorsitzender Jochen Anderweit (Grafschafter Nachrichten GmbH)
  • Schatzmeister Dr. Jörg Grundmann (Hewig – Grundmann Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft)
  • Beisitzer Gerrit Büter (G. Büter Bauunternehmen GmbH)
  • Beisitzer Jan-Christian Diederichs (Diederichs Karosserieteile GmbH)
  • Beisitzer Norbert Jörgens (Kreissparkasse Grafschaft Bentheim zu Nordhorn)
  • Beisitzer Thomas Kolde (Lebenshilfe Nordhorn gGmbH)
  • Beisitzerin Andrea Moggert-Kemper (H. Klümper GmbH & Co. KG)
  • Beisitzer Lasse Naber (Naber GmbH)
  • Beisitzer Gregor Neuhäuser (Grafschafter Volksbank eG)
  • Beisitzerin Petra Rötterink (Erich Bender Ing. Nachf. GmbH & Co. KG)
  • Beisitzer Wolfgang Wesselink (Neuenhauser Maschinenbau GmbH)

 

Vorstandsvorsitzender spricht über politische Entwicklungen, Wohnungsbau und Energiewende

Im anschließenden öffentlichen Veranstaltungsteil begrüßte der Vorstandsvorsitzende Klaas Johannink rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Gesellschaft.

In seiner Rede reflektierte er kritisch die aktuellen politischen Entwicklungen und Wahlergebnisse, insbesondere den Erfolg der AfD bei den EU-Wahlen, und äußerte Bedenken über die zunehmende Zukunftsangst und Veränderungsskepsis in der Bevölkerung.

Ein weiterer zentraler Punkt seiner Rede war der Stillstand im Wohnungsbau, der besonders die Bauwirtschaft hart treffe und die gesamte Wirtschaft unter dem knappen Wohnraum leiden lasse. Eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen zeigte, dass 60 Prozent Schwierigkeiten haben, Wohnungen für ihre Beschäftigten zu finden, und dass bereits Stellen unbesetzt blieben, weil Bewerber keine passende Unterkunft fanden. Der Mangel an günstigem Wohnraum sei auf gestiegene Baukosten und zahlreiche Bauvorschriften zurückzuführen. Er betonte die Möglichkeit, die Baukosten zu senken durch eine Überarbeitung der Bauordnung, und verwies auf Gespräche mit Vertretern von Landkreis, Kommunen und der Bauwirtschaft.

Im Bereich der Energiewende hob der Vorstandsvorsitzende die Fortschritte bei der Nutzung erneuerbarer Energien hervor. Deutschland beziehe mittlerweile über 60 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen. Dennoch wies er auf die bestehenden Herausforderungen hin, insbesondere die Balance zwischen Naturschutz und Energieerzeugung. Die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung sei essenziell, und erfordere eine transparente Kommunikation und Beteiligung der Bürger. Zudem hob er die Bedeutung von Wasserstoff als zukünftigen Energieträger in der Region hervor und betonte die Notwendigkeit staatlicher Unterstützung, um den Zugang zu Wasserstoffinfrastrukturen zu sichern. Vor Ort sehe er, dass in gemeinsamer Anstrengung der beteiligten Partner Politik, Wirtschaft und Verwaltung Projekte aktiv gestaltet werden.

Abschließend appellierte der Vorstandsvorsitzende an die Unternehmerinnen und Unternehmer, sich konstruktiv an den Lösungen für diese Herausforderungen zu beteiligen und an der Nutzung zukünftiger Chancen mit zu wirken.

Das grünste Stahlwerk Deutschlands

Als Festrednerin sprach Dr. Anne-Marie Großmann, Mitglied der Geschäftsführung der Georgsmarienhütte Holding GmbH (GMH Gruppe) und promovierte Volkswirtin, zum Thema „Dekarbonisierung der Stahlindustrie – Ziele und Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität der GMH Gruppe“.

Als mittelständisches Familienunternehmen entwickelt die GMH Gruppe seit mehr als 30 Jahren nachhaltige Technologien und ressourcenschonende Produktionsverfahren zur Erreichung langfristiger Klimaschutzziele. Auf dem Weg zu einer vollständig grünen Produktion hat sich die Unternehmensgruppe zum Ziel gesetzt, bis 2039 Klimaneutralität zu erreichen. Dr. Großmann beleuchtete in ihrem Vortrag die Bedeutung und Herausforderungen der industriellen Dekarbonisierung und zeigte die Strategien der GMH Gruppe für eine erfolgreiche Transformation auf.

Um die CO2-Emissionen der Unternehmensgruppe nachhaltig zu verringern, sei der Umstieg auf grünen Strom der effektivste Ansatz. Bereits 30% des Strombedarfs der GMH Gruppe im Jahr 2023 werden aus erneuerbaren Energien gedeckt. Dies werde durch Herkunftszertifikate von deutschen Windparks und PPAs, sog. Stromkaufvereinbarungen, ermöglicht. Zur Eigenstromerzeugung wurden Photovoltaikanlagen auf einem Hallendach installiert. Zusätzlich erzeuge man Strom durch Abwärmenutzung, ersetze fossile Kohle durch biogene Kohle, produziere eigenen Wasserstoff und plane eine Anbindung an die zukünftige Wasserstoff-Infrastruktur. Insbesondere die Verfügbarkeit von nachhaltig erzeugten Strom zu internationale wettbewerbsfähigen Preisen sei dabei entscheidend für eine gelingende Transformation der GMH Gruppe.

“Grüner Stahl ist der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft. Wir produzieren ihn mit höchster Präzision und in hervorragender Qualität”, betonte Dr. Großmann abschließend.

Die Mitgliederversammlung der Wirtschaftsvereinigung bot somit nicht nur einen Rückblick auf das vergangene Jahr, sondern auch wichtige Impulse und Perspektiven für die Zukunft.

Festrednerin Dr. Anne-Marie Großmann bei ihrem Vortrag zum Thema „Dekarbonisierung der Stahlindustrie – Ziele und Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität der GMH Gruppe“ beim öffentlichen Teil der Mitgliederversammlung der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim. Bild: Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V.