Warum Gesundheitsmanagement heute unverzichtbar ist

Fachvorträge und Praxisberichte bei der Veranstaltung „Betriebliches Gesundheitsmanagement – Wie kommen wir ins Handeln?“ von v.l. Nicole Unger (Forum Personalentwicklung), Silke Altevers (Ärztliche Leitung, Arbeitsmedizinische Zentren Nordwest e.V.), Petra Dienemann (AOK Niedersachsen), Lisa Fischer (Betriebsärztin, Arbeitsmedizinische Zentren Nordwest e.V.), Lena Poppenborg (Trink- und Abwasserverband Bad Bentheim, Schüttorf, Salzbergen und Emsbüren), Gitta Mäulen (Geschäftsführerin Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V., Arbeitsmedizinische Zentren Nordwest e.V.), Lisa Hülsing (Stadtwerke Schüttorf Emsbüren GmbH) und Eva Vrielmann (Röbo GmbH). Bild: Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V.

Warum Betriebliches Gesundheitsmanagement heute unverzichtbar ist

Ein gut gelebtes Gesundheitsmanagement im Betrieb ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor. Es stärkt die Arbeitgeberattraktivität, reduziert Ausfallzeiten und fördert langfristig die Mitarbeiterbindung sowie die Arbeits- und Leistungsfähigkeit. Doch besonders nach der Gefährdungsbeurteilung stellt sich oft die Frage: Wie geht es jetzt konkret weiter?

Rund 75 Teilnehmende aus Unternehmen der Region nutzen die Gelegenheit, sich über das Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement – Wie kommen wir ins Handeln?“ auszutauschen. Eingeladen hatten die Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim in Kooperation mit ihren Verbundpartnern, den Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest und dem Forum Personalentwicklung.

Die Dringlichkeit des Themas unterstrich Geschäftsführerin Gitta Mäulen: „Die Gesundheit der Beschäftigten ist ein entscheidender Faktor für die Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.“ Laut aktuellen Statistiken liege der Krankenstand in Deutschland 2025 auf Rekordniveau – mit rund sechs Prozent bei gesetzlich Versicherten und durchschnittlich zwölf bis sechszehn Fehltagen pro Arbeitnehmer im Jahr. Neben Infektionskrankheiten hätten psychische Belastungen und Erkrankungen stark zugenommen. Gleichzeitig verschärfe der Fachkräftemangel die Situation. „Unternehmen sind aufgerufen zu handeln, um die Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden langfristig zu sichern und ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern“, betonte Mäulen.

Die Veranstaltung bot eine Mischung aus Fachvorträgen und Praxisberichten. Nicole Unger, Projektleiterin im Forum Personalentwicklung, stellte die Ziele eines wirksamen Betrieblichen Gesundheitsmanagements aus Sicht der Personalentwicklung vor: Erhalt und Förderung der Mitarbeitergesundheit, Steigerung der Arbeitszufriedenheit und Motivation sowie die Förderung einer positiven Unternehmenskultur. Erfolgsfaktoren seien die Verankerung in der Unternehmensstrategie, das Engagement der Führungskräfte, die Beteiligung der Mitarbeitenden sowie eine offene Kommunikation über Ziele, Maßnahmen und Erfolge.

Von den Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest gaben die ärztliche Leiterin Silke Altevers und Betriebsärztin Lisa Fischer zunächst einen Überblick über Aspekte des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung und verdeutlichten ihre Rolle als neutraler, vertrauensvoller Partner mit medizinischer und arbeitspsychologischer Expertise. Sie unterstützen Unternehmen von der Beratung zu gesundheitsförderlicher Arbeitsgestaltung und der Auswahl geeigneter Tools bis hin zur Einbindung in interne Steuerkreise. Konkrete Beispiele für Umsetzungsmaßnahmen seien ergonomische Arbeitsplatzgestaltungen, Prüfung von Kommunikationswegen oder Gesundheitstage und Schulungen.

Petra Dienemann von der AOK Niedersachsen präsentierte alarmierende Zahlen: „Die Ausfalltage aufgrund psychischer Erkrankungen stiegen in den letzten zehn Jahren um 43 Prozent, die Arbeitsunfähigkeitsfälle seit 2015 um rund 35 Prozent.“ Die AOK unterstütze Unternehmen mit Beratung und Begleitung beim Aufbau nachhaltiger Strukturen für ein erfolgreiches Betriebliches Gesundheitsmanagement, Gesundheitstagen zu Ergonomie und Bewegung, praxisnahen Workshops sowie Fördermöglichkeiten.

Besonders wertvoll waren die Erfahrungsberichte aus Unternehmen der Region: Lisa Hülsing von den Stadtwerken Schüttorf Emsbüren und Lena Poppenborg vom Trink- und Abwasserverband Bad Bentheim, Schüttorf, Salzbergen und Emsbüren berichteten über betriebsinterne BGM-Prozesse, die von regelmäßigen Workshops und Aktionen bis zu Anreizen wie Gewinnspielen reichen. Als besonderes Erfolgskonzept habe sich die Gestaltung und Umsetzung durch ein Team von Auszubildenden erwiesen. Eva Vrielmann von der Röbo GmbH aus Nordhorn zeigte, wie Betriebliches Gesundheitsmanagement im Alltag in einem kleineren Unternehmen umgesetzt werden kann – von ergonomischen Arbeitsplätzen über Teamprojekte und Gesundheitsaktionen bis hin zu betrieblicher Krankenversicherung. „Seminare der Krankenkassen zu Gesundheitsthemen bieten regelmäßig praxisnahe Impulse und uns neue Anreize für die Umsetzung von Maßnahmen“, erklärte Vrielmann.

Die Herausforderungen sind dabei unabhängig von der Größe der Unternehmen ähnlich: Welche Themen und Maßnahmen sind nachhaltig wirksam? Und wie erreicht man Mitarbeitende? Für Unternehmen, die Betriebliches Gesundheitsmanagement strukturiert einführen möchten, begleitet das Forum Personalentwicklung den Einführungsprozess persönlich. Ergänzend bietet das Bildungswerk der Grafschafter Wirtschaft praxisnahe Seminare, die den Einstieg erleichtern und eine Grundlage für die eigene Handlungsfähigkeit schaffen. Kontakt: Wenden Sie sich gerne an das Forum Personalentwicklung (Nicole Unger, unger@wirtschaft-grafschaft.de) oder das Bildungswerk der Grafschafter Wirtschaft (Bettina Mundt, mundt@wirtschaft-grafschaft.de).

Das Fazit der Veranstaltung: Betriebliches Gesundheitsmanagement beginnt schon mit kleinen Maßnahmen und ist eine echte Bereicherung für jedes Unternehmen.