Vielfalt als Chance: Region setzt auf internationale Fachkräfte

Im Rahmen des Projekts „KomIn 4.0“ waren Fachkräfte mit Migrationshintergrund zu Gast bei Wilbers Werkstätten in Gildehaus. Bild: Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V.

Wirtschaftsvereinigung stärkt mit regionalen Partnern die Integration und Bindung ausländischer Fach- und Arbeitskräfte

Der Fachkräftemangel stellt eine der größten Herausforderungen für Unternehmen dar und wird durch den demografischen Wandel weiter verschärft. Besonders in der Grafschaft Bentheim und im Emsland wird die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeitender zunehmend zu einem entscheidenden Standortfaktor, für etablierte Unternehmen ebenso wie für Neugründungen. Betroffen sind dabei nicht nur klassische Branchen wie Handwerk und Produktion, sondern auch Schlüsselbereiche wie Medizin, Pflege und Bildung.

Um dieser Entwicklung wirksam zu begegnen, rückt die Integration von Fach- und Arbeitskräften sowie Auszubildenden aus dem Ausland zunehmend in den Fokus. Die Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim engagiert sich deshalb gemeinsam mit regionalen Partnern in mehreren Projekten, die sich mit Fachkräftemigration befassen. Durch die Mitwirkung in den Projekten „Perspektive Ems-Vechte“ und „KomIn 4.0“ sowie die Installation des Arbeitskreises „Fachkräftemigration“ unterstützt die Wirtschaftsvereinigung regionale Unternehmen dabei, internationale Fachkräfte zu gewinnen, einzubinden und langfristig zu halten. Ziel ist es, praxisnahe Lösungen anzubieten, die Fachkräftegewinnung und Integration nachhaltig erleichtern und befördern.

„Perspektive Ems-Vechte“: Fachkräftesicherung und Integration im Fokus

Im Rahmen des gemeinsam mit dem Wirtschaftsverband Emsland initiierten Projekts „Perspektive Ems-Vechte“, verfolgt die Wirtschaftsvereinigung das Ziel, die Zuwanderung und Integration von internationalen Fach- und Arbeitskräften sowie Auszubildenden ganzheitlich zu gestalten. Neben der beruflichen Integration werden kulturelle, gesellschaftliche und soziale Aspekte berücksichtigt, um Zugewanderten die Region als neues Zuhause näherzubringen. „Nach einer erfolgreichen Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften bestehen die eigentlichen Herausforderungen darin, die neuen Mitarbeitenden in den Betrieb zu integrieren, ihnen langfristige Perspektiven im Unternehmen zu bieten und eine Integration in die Gesellschaft zu erreichen“, betont Gitta Mäulen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung. Die Aufgabenbereiche der Koordinatoren des Projekts reichen von der Beratung von Unternehmen und Zugewanderten sowie interessierten Fachkräften im Ausland bis hin zu Kooperationen mit Behörden und weiteren lokalen Akteuren zur Gestaltung sozialer Teilhabe. „Viele Unternehmen erhalten nahezu täglich Bewerbungen aus dem Ausland. Zu den größten Hürden zählen die bürokratischen Visaverfahren und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, vor allem für Auszubildende. Ebenso können nicht ausreichende Sprachkenntnisse in Alltag und Betrieb zu Herausforderungen führen“, erklärt Mäulen. Im Mittelpunkt der Unterstützungsleistungen stünden praxisnahe Lösungsansätze sowie Handreichungen und Netzwerkangebote.

Um interkulturelle Handlungs- und Kommunikationskompetenzen auch in bestehenden multikulturellen Teams zu stärken, organisierte die Wirtschaftsvereinigung in Kooperation mit dem IQ Netzwerk Niedersachsen im Juni 2025 ein Diversity Training. Anhand praxisnaher Methoden und Fallbeispiele wurden Wege aufgezeigt, wie der Arbeitsalltag in diversen Teams gestärkt und Konflikte vermieden werden können, um die Zusammenarbeit im Unternehmen nachhaltig zu verbessern.

„KomIn 4.0 – Kompetenzzentrum Integration“: Regionale Fachkräfte sozial stabilisieren und integrieren

Ein weiteres Projekt hat die Entwicklung von bereits zugewanderten Menschen im Fokus. „KomIn.4.0 – Kompetenzzentrum Integration“, das unter der Federführung der Volkshochschule Grafschaft Bentheim als Projektträger gemeinsam mit dem Grafschafter Jobcenter und der Wirtschaftsvereinigung durchgeführt wird, verfolgt seit Oktober 2023 das Ziel, qualifizierte Geflüchtete erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren – durch qualifizierten Spracherwerb, soziale Stabilisierung und gesellschaftliche Teilhabe. Damit setzt das Projekt auf eine langfristige und nachhaltige Fachkräftesicherung für die Region Grafschaft Bentheim.

Arbeitskreis „Fachkräftemigration“: Austausch und Strategieentwicklung

Ergänzend zu den Projekten hat die Wirtschaftsvereinigung den Arbeitskreis „Fachkräftemigration“ ins Leben gerufen, in der sie gemeinsam mit regionalen Unternehmen und relevanten Behördenvertretern Strategien erarbeitet, um die Anwerbung und Integration von Fach- und Arbeitskräften sowie Auszubildenden aus dem Ausland erfolgreich in der Region zu gestalten. Der Arbeitskreis fördert sowohl den direkten Dialog mit den Unternehmen als auch mit kommunalen und behördlichen Akteuren. Ziel ist es, Wissen zu bündeln, Hürden abzubauen und langfristige Perspektiven für die Grafschaft Bentheim zu schaffen. „Einige Unternehmen verfügen bereits über langjährige und zugleich positive Erfahrungen mit internationalen Fachkräften und Auszubildenden. Andere evaluieren derzeit noch, ob dieser Weg für sie infrage kommt“, erklärt die Geschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung. Der Arbeitskreis bietet dafür eine wertvolle Plattform zum Austausch und zur gemeinsamen Lösungsfindung. Sie steht allen Mitgliedsunternehmen der Wirtschaftsvereinigung offen. Die nächste Sitzung findet am 12. November 2025 statt – interessierte Unternehmen sind herzlich eingeladen.

Mit den Projekten „Perspektive Ems-Vechte“, „KomIn 4.0“ und dem Engagement in dem Arbeitskreis Fachkräftemigration setzt die Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim ein starkes Zeichen für die Region: Für eine offene, zukunftsorientierte Wirtschaft – und für eine Region, die Vielfalt als Chance begreift.

Unternehmen, die in den Projekten oder im Arbeitskreis aktiv mitwirken möchten, finden weitere Informationen zu den Ansprechpartnerinnen unter: www.wirtschaft-grafschaft.de/kompetenzen/fachkraeftemigration/.