Energie managen: Worauf kommt es in 2023 an?

Dipl.-Ing. Jörg Scheyhing von der WV Forum Energieberatung GmbH referierte vor rund 50 Teilnehmer:innen bei der Informationsveranstaltung „Energie managen – worauf es in 2023 ankommt“ von der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim. Bildquelle: Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V. 

Energieexperten berichten vor Mitgliedern der Wirtschaftsvereinigung 

Neben dem Energieeinkauf ist die Identifikation und Hebung von Energieeinsparpotenzialen für viele Unternehmen derzeit eine der größten Herausforderungen. Doch wie kann die Energieeffizienz im Unternehmen gesteigert werden? Was beinhaltet die DIN EN 17463? Und welche Förderprogramme können aktuell in welchem Umfang in Anspruch genommen werden?

Auf Initiative der Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim folgten rund 50 Vertreter:innen ihrer Mitgliedsunternehmen bei der Informationsveranstaltung „Energie managen – worauf es in 2023 ankommt“ den Referenten Dipl.-Ing. Jörg Scheyhing von der WV Forum Energieberatung GmbH und Prof. Dr.-Ing. Anne Schierenbeck vom Campus in Lingen.

Zur Einführung veranschaulichte Scheyhing anhand von Strom- und Erdgaspreisbestandteilen, wie sich die Energiepreise in 2023 überhaupt zusammensetzen.

Eine Übersicht der aktuellen Gas-, Wärme- und Strompreisbremse verdeutlichte, dass für die Summe aller staatlich gewährten Entlastungen (im Unternehmensverbund) verschiedene absolute Höchstgrenzen greifen, die mit zusätzlichen Zugangsvoraussetzungen verknüpft sind. Zudem gelten für alle Unternehmen relative Höchstgrenzen, die sich aus den krisenbedingten Energiemehrkosten (insbesondere aus der Soforthilfe, der Strompreisbremse und der Gaspreisbremse) ableiten und die tatsächliche Entlastung ggf. verringern. Als energieintensiv im Sinne der Preisbremsen zählen Unternehmen, deren Energiebeschaffungskosten größer sind als 3 Prozent des Produktionswertes bzw. des Umsatzes im Kalenderjahr 2021. Oder wenn die Energiebeschaffungskosten größer sind als 6 Prozent des Produktionswertes bzw. des Umsatzes im 1. Halbjahr 2022.

Als Energieexperte wies Scheyhing darauf hin, dass die Erbringung der ökologischen Gegenleistungen verpflichtend für Unternehmen sei, die Anträge zur Strompreiskompensation (SPK), der teilweisen Rückerstattung der CO2-Abgabe (BECV) oder der neuen besonderen Ausgleichsregelung (BesAR EnFG) zur Reduzierung der KWKG- und Offshore-Umlage nach dem Energiefinanzierungsgesetz stellen wollen. „Hierfür ist die Berechnung der Wirtschaftlichkeit über die DIN EN 17463 (VALERI) durchzuführen“. Die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen (EnSimiMaV) sei gültig vom 01. Oktober 2022 bis 30. September 2024 und beinhalte Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz von Heizungsanlagen und zur Energieeinsparung in der Wirtschaft.

Zum Ende seines Vortrags ging der Experte auf die Gründe für ein Energiemanagementsystem bzw. Energieaudit ein und zeigte, anhand der Förderprogramme der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) und der Zuschüsse der NBank für den Bereich Klimaschutz / Energieeffizienz, welche finanziellen Zuschüsse Unternehmen erhalten können.

Unter dem Titel „Weg vom Gas – eine sichere und klimaneutrale Energieversorgung für Unternehmen“ stellte Prof. Dr.- Ing. Anne Schierenbeck Methoden und Maßnahmen vor, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen, sich von den Preisschwankungen an den fossilen Weltmärkten unabhängiger zu machen und Entscheidungen für eine Klimastrategie für die nächsten Jahrzehnte zu treffen. Als Professorin am Campus Lingen ist Schierenbeck die Spezialistin für Energiemanagement und Energieeffizienz in Gewerbe und Industrie und entwickelt darüber hinaus Klimaschutzkonzepte.

„Die aktuelle Lage auf den Energiemärkten führt uns die Risiken der fossilen Energieversorgung vor Augen. Unternehmerinnen und Unternehmer setzen daher verstärkt auf Energieeffizienz und Erneuerbare“, so Schierenbeck, die den Teilnehmenden drei verschiedene Szenarien für die zukünftige Energieversorgung von Unternehmen aufzeigte, um ihnen eine Entscheidungshilfe für die eigene Klimastrategie im Unternehmen zu geben.

So spricht man von einer direkten Elektrifizierung, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien nicht nur für Stromanwendungen genutzt wird, sondern zusätzlich in den Bereichen Wärme und Mobilität eingesetzt wird. Wasserstoff  könne anstelle fossiler Energieträger zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt werden, aber auch im Mobilitätssektor als Treibstoff eingesetzt werden. Das Ziel sei dabei, ausschließlich grünen Wasserstoff aus der indirekten Elektrifizierung zu nutzen. Alternativ könne Biomasse als nachwachsender Rohstoff zur Wärmeerzeugung durch Verbrennung eingesetzt werden. Bei der Verbrennung von Biobrennstoffen würden ebenfalls Treibhausgase freigesetzt. „Da es sich um nachwachsende Rohstoffe handelt, wird die Nutzung als „treibhausgasneutral“ angesehen. Beim Wachstum der Biomasse wird die gleiche Menge CO2 aufgenommen, wie später wieder ausstoßen wird“, erklärte die Professorin.

Doch welche Energieversorgung ist nun die beste für Unternehmen? „Je nach Anwendungsbereich ist der Einsatz von Strom, Wasserstoff und Biomasse individuell zu bewerten. Dabei ist die Auswahl der richtigen Technologie stark von den künftigen Energiepreisen abhängig“, machte Schierenbeck deutlich und stellte beispielhaft zwei Unternehmenstypen hinsichtlich ihrer Energiebereitstellung auf Basis erneuerbarer Energien vor.

Als Joint Venture zwischen einem Tochterunternehmen der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim und der ECG Energie Consulting GmbH begleitet die WV Forum Energieberatung GmbH Unternehmen rund um das Thema Energie und bietet individuell, zugeschnittene Lösungen. Informationen unter: www.forum-energieberatung.de.

Prof. Dr.- Ing. Anne Schierenbeck vom Campus Lingen bei ihrem Vortrag mit dem Titel „Weg vom Gas – eine sichere und klimaneutrale Energieversorgung für Unternehmen“ vor rund 50 regionaler Unternehmensvertreter:innen. Bildquelle: Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V.