Podiumsdiskussion zur Landtagswahl 2022

Bildunterschrift: Den Fragen von Moderator und GN-Redakteur Rolf Masselink (rechts) stellten sich bei der Podiumsdiskussion die Kandidatinnen und Kandidaten der Landtagswahl (von links) Holger Kühnlenz (AfD), Florian Pfundheller (Die Linke.), Reinhold Hilbers (CDU), Thomas Brüninghoff (FDP), Theresa Sperling (Bündnis 90 / Die Grünen) und Steffen Müller (SPD). Bildquelle: Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V.

Kandidat:innen diskutieren vor Vertretern aus Wirtschaft, Handwerk und Gesellschaft über Arbeitsmarkt, Bildung, Digitalisierung und Energie

Am 09. Oktober 2022 finden die Landtagswahlen in Niedersachsen statt. Doch die Krisen und Entwicklungen in der letzten Zeit machen es nicht gerade einfach, die Bevölkerung für einen Landtagswahlkampf zu begeistern. Die Folgen der Corona-Pandemie, die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, enorme Energiepreise und eine weiter steigende Inflation wirken in allen Bereichen.

„Wir haben uns über Jahre und Jahrzehnte unglaublich um Effizienz-Themen gekümmert und viel geschafft. Jeder noch so kleine Kostenvorteil wurde rund um den Globus gehoben. Dabei haben wir sträflich vernachlässigt, die Resilienz – die Widerstandsfähigkeit – im Auge zu behalten.“ Klaas Johannink, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim, brachte es in seiner Begrüßungsrede an diesem Abend auf den Punkt. „Es muss sich etwas ändern. In unserer Art zu leben, in unserer Art zu wirtschaften, in unserer Art Energie zu erzeugen und zu verbrauchen“.

Auf Einladung der Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V. und der Kreishandwerkerschaft Grafschaft Bentheim nahmen die Kandidatinnen und Kandidaten der niedersächsischen Landtagswahl auf dem Podium im Manz-Saal des NINO-Hochbaus Platz. Unter der Moderation von GN-Redakteur Rolf Masselink diskutierten Reinhold Hilbers MdL (CDU), Steffen Müller (SPD), Thomas Brüninghoff MdL (FDP), Theresa Sperling (Bündnis 90 / Die Grünen), Holger Kühnlenz (AfD-Kreisverband Ems-Vechte) und Florian Pfundheller (Die Linke., in Vertretung für Larissa Sommer) über die Themen Arbeitsmarkt, Bildung, Digitalisierung und Energie und stellten sich den Fragen der Gäste. Den Auftakt der zweistündigen Diskussionsrunde bildete das Thema Bildung, das eine große Rolle im aktuellen Wahlkampf spielt. Theresa Sperling von den Grünen sprach von einem veralteten Schulsystem, welches sie durch entschlackte Inhalte und einem Projekttag in der Woche verändern möchte. Der Projekttag soll den Schüler:innen alltagstaugliche Inhalte beispielsweise im Bereich Hauswirtschaft vermitteln. Daneben sprach sich Sperling für eine Gleichwertigkeit von dualer Ausbildung und schulischer, akademischer Ausbildung aus. Auch Steffen Müller von der SPD möchte Prozesse optimieren, etwa durch Berufspraktika. Reinhold Hilbers sei es wichtig, eine Unterrichtsgarantie in den Kernfächern zu gewährleisten. Sowohl die FDP als auch die AfD seien gegen die Abschaffung der Förderschule Lernen. „Mit Blick nach vorn und vor allem mit breiter Unterstützung, freuen wir uns als Wirtschaftsvereinigung, dass das Thema Campus Berufliche Bildung (CBB) endlich Fahrt aufnimmt“. Mit diesen Worten griff Klaas Johannink ein Thema auf, welches auch den Kandidat:innen ein wichtiges Anliegen ist. Sperling ergänzte, dass im CBB verstärkt in Ideen, in Forschung und in selbst entwickelte Projekte investiert werden müsse. Und laut Hilbers müsse die Berufsorientierung gestärkt und früher eingeführt werden. Als eine Art „Lernwerkstatt“ solle der CBB ausgebaut werden.

Anschließend hörten die rund 80 Gäste im Publikum, wie die Parteien zum Thema Arbeitsmarkt stehen. Florian Pfundheller von den Linken stimmte für eine soziale Gerechtigkeit in Form eines Mindestlohns in Höhe von 13,00 €. Die Grünen und die SPD stellten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Vordergrund, womit sie die Zustimmung aus dem Publikum erhielten.

Das derzeit viel diskutierte Thema Energie wurde anhand einer Beispielrechnung von einem Gast aus dem Publikum eingeleitet. So hätten sich bei einem mittelständischen Unternehmen im Laufe diesen Jahres die Stromkosten um das 3-fache erhöht und die Energiekosten um das 8-fache. Daraufhin wandte sich Rolf Masselink mit der Frage an die Politiker:innen, was sie von einer Energieprämie halten. In diesem Zusammenhang waren sich Hilbers, Müller, Sperling, Brüninghoff und Pfundheller einig. Es solle gezielt geholfen und gefördert werden, möglichst mit geringen bürokratischen Hürden. Kühnlenz warb damit, Unternehmen steuerfrei und netto unterstützen zu wollen. Die Abschlussfrage von Masselink „Atomkraft – Ja oder Nein?“ beantwortete Hilbers mit Blick auf die derzeitige Energieknappheit mit einem „Ja“. Er sei für den Ausbau erneuerbarer Energien durch Wind oder Photovoltaik. Müller ergänzte, dass langfristig neue alternative Möglichkeiten geschaffen werden müssen. Auch die AfD sprach sich für das Weiterlaufen der Atomkraft aus, solange keine Alternativen vorhanden seien. Florian Pfundheller von den Linken warb aufgrund des Restrisikos für den Abbau von Atomkraftwerken.

Das Schlusswort der Veranstaltung gebührte Kreishandwerksmeister Gerd Hindriks, der noch einmal auf den Fachkräftemangel aufmerksam machte. Das Ziel sei klar: Fachkräfte aus der Region ausbilden! Und auch die Gesundheitsversorgung und die Digitalisierung werden in den kommenden Jahren wichtige Themen für den Landkreis sein.

Bildunterschrift: Klaas Johannink, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim, begrüßte rund 80 Gäste zur Podiumsdiskussion im NINO-Hochbau. Bildquelle: Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V.