„Großes Potenzial bei der technologischen Zusammenarbeit“

Mittagsgespräch mit DNHK-Chef Günter Gülker im Café NINO

Die Niederlande – nicht nur auf Grund der geografischen Nähe, sondern auch in der Rolle als Hightech-Player, Vorreiter im Bereich Industrie 4.0 und zweitgrößter Agrarversorger der Welt für deutsche Unternehmen nach den USA und Frankreich der wichtigste Handelspartner. Aktuelle Insights zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in den Niederlanden teilte Günter Gülker, Geschäftsführer der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK), vor kurzem mit rund 20 Grafschafter Unternehmer:innen.

Im Rahmen eines Mittagsgesprächs sprach Gülker auch über die Chancen für Grafschafter Unternehmen im Nachbarland. Gülker betonte zunächst die Intensität der Beziehungen. Insbesondere in den Regionen entlang der 400 km langen Grenze mit mehr als 50.000 Grenzpendlern, mehreren grenzüberschreitenden Gewerbegebieten und mehr als 30.000 Studierenden im jeweils anderen Land. Die enge Zusammenarbeit zeigt sich auch im Handelsvolumen: Zwischen den Niederlanden und Deutschland gab es 2022 mit mehr als 230 Mrd. Euro einen neuen Handelsrekord. „Das seit Jahren stetige Wachstum des Austauschs beweist die Potenziale, die beide Länder einander bieten“, sagte Gülker, „auch vor dem Hintergrund geopolitischer Entwicklungen suchen Firmen ihre Absatzmärkte aktuell verstärkt wieder in der europäischen Nachbarschaft.“

Ein Großteil des Handelsaustausches entfällt auf die Sektoren Energie, Chemie, Agrar und Technologie – darin lassen sich also deutlich die Herausforderungen ablesen, vor denen beide Volkswirtschaften derzeit stehen. „Der Trend zu mehr erneuerbaren Energieträgern, höheren Preisen für fossile Energieträger und mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft bietet für beide Länder neue Möglichkeiten in der Zusammenarbeit“, sagt der DNHK-Geschäftsführer. Für Gülker gehören dazu der Umbau der Industrien und der Ausbau neuer Energieinfrastrukturen für u.a. Wasserstoff. „Hiervon kann die Grafschaft auf Grund ihrer Lage direkt profitieren.“

Großes Potenzial sieht Gülker zudem im Ausbau der technologischen Zusammenarbeit. Es gebe bereits hervorragende Best Practice-Beispiele wie ASML: Dieser niederländische Lithografieanbieter stellt mit Hilfe der deutschen Zulieferer Carl Zeiss (Optoelektronik) und Trumpf (Lasertechnologie) Maschinen her, auf denen die leistungsfähigsten Elektronikchips der Welt produziert werden. Ähnliche Kooperationen gibt es auch in anderen Feldern wie der Batterietechnologie, der Robotik und im Bereich E-Health.

Auf Grund ähnlicher Wirtschaftsstrukturen im Bereich der Landwirtschaft verfolgten die Unternehmer:innen auch gespannt Gülkers Ausführungen über die anhaltende Debatte in den Niederlanden rund um den Stickstoffausstoß. Die Emissionen müssen bis 2030 signifikant um 50% gesenkt werden. Der Agrarsektor soll hierfür einen substantiellen Beitrag leisten. Die Interessen zwischen Regierung und den Branchenorganisationen liegen derzeit noch weit auseinander. Gülker rechnet damit, dass es dennoch in den nächsten Monaten zu einer Einigung kommt – der sprichwörtliche Pragmatismus der Niederländer verbunden mit entsprechenden Kompensationen mache das sicher möglich.

„Deutsche und niederländische Firmen ergänzen sich sehr gut. Der grundlagenorientierte und systematische deutsche Ansatz verbunden mit der Technologieoffenheit und dem Out-of-the-box-Denken der Niederländer bilden häufig eine unschlagbare Kombination“, resümierte Gülker.

Im Anschluss an seinen Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion mit den Unternehmensvertreter:innen an.