Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT: Grafschafter Schulen und Mitgliedsunternehmen tauschen sich zur digitalen Berufsorientierung aus

Bildunterschrift: Berichteten von ihren Erfahrungen in puncto digitaler Berufsorientierung (v. l.): Julia Daimer von der Georg Utz GmbH, Arbeitskreisleiter Arne Bergmann und Wilhelm Evers von den Kaufmännischen Berufsbildenden Schulen, Lisa Mensen und Lena Hindriks von der bekuplast GmbH, Friederike Bittner von der Oberschule Schüttorf, Sarah Dannenbring von den Grafschafter Nachrichten. Klein im Bild: Nina Peuckert von der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim.

Eine fundierte Berufsorientierung ist für viele junge Menschen ein unerlässliches Instrument, um den passenden Ausbildungsweg zu finden – das gilt auch in Zeiten von Corona. Aufgrund der Pandemie mussten im zurückliegenden Jahr allerdings viele Angebote in digitaler Form erfolgen, Schulen und potentielle Arbeitgeber hatten sich dieser Herausforderung gleichermaßen zu stellen. Insofern drängt sich nun die Frage auf: Wie haben sich die Online-Veranstaltungen gegenüber den gewohnten Präsenzformaten geschlagen und welche nachhaltigen Erkenntnisse wurden gewonnen? Darüber haben sich jüngst Vertreterinnen und Vertreter hiesiger Bildungseinrichtungen und Unternehmen im Rahmen des „Arbeitskreises SCHULEWIRTSCHAFT“, initiiert durch die Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim, ausgetauscht und spannende Einsichten geliefert.

Nina Peuckert von der Wirtschaftsvereinigung und Arbeitskreisleiter Günther Bergmann von den Kaufmännischen Berufsbildenden Schulen hießen die rund 30 Teilnehmenden der Videokonferenz willkommen. Bergmann betonte direkt die zunehmende Bedeutung des Themas: „Früher fand Berufsorientierung in der Familie, unter Freunden und auf dem Fußballplatz statt – das ist heute nicht mehr der Fall. Es gilt, die Kompetenzen der jungen Leute zu erkennen und zu fördern.

Wie dies auf virtuellem Wege funktionieren kann, wusste Julia Daimer, Personalreferentin bei der Georg Utz GmbH mit Sitz in Schüttorf, zu berichten: Das Unternehmen hatte sich mit einem Online-Angebot am diesjährigen Zukunftstag am 22. April mit einem virtuellen Betriebsrundgang, bei dem verschiedene Ausbildungsbereiche vorgestellt wurden, und einem Quiz, beteiligt. Als großen Vorteil des digitalen Formats sieht Daimer, dass so auch weiter entfernt lebende Schülerinnen und Schüler ohne größeren Aufwand teilnehmen konnten. Allerdings stellt sie auch fest: „Die Atmosphäre und der Austausch gehen verloren. Normalerweise herrscht beim Zukunftstag immer Trubel bei uns im Unternehmen.“ Auch einige Programmpunkte – etwa gemeinsame Laborversuche mit den Kindern und Jugendlichen – seien nicht möglich gewesen. Insgesamt zeigt sich Julia Daimer aber dankbar, dass man überhaupt etwas veranstalten konnte.

Bei der bekuplast GmbH in Ringe wurde der digitale Zukunftstag als Azubi-Projekt gestaltet, wie Personalsachbearbeiterin Lisa Mensen und Supply Chain Administratorin und Ausbilderin Lena Hindriks erklärten. So hätten die Auszubildenden unter anderem ein 20-minütiges Video erstellt, das große Resonanz erfahren habe. Auch wurden virtuelle Räume für einzelne Berufsbilder geschaffen, in welchen sich die Schüler gezielt informieren konnten. Ein Gewinnspiel sorgte zusätzlich für Interaktionen. Lisa Mensen und Lena Hindriks freuen sich, dass die Zahl der Teilnehmenden von früher meist 20 auf nunmehr 40 gestiegen ist.

Auch bei den Grafschafter Nachrichten in Nordhorn waren die Nachwuchskräfte beim diesjährigen Zukunftstag gefragt: Insgesamt sechs Auszubildende aus verschiedenen Berufsfeldern filmten ihre jeweiligen Arbeitsbereiche und stellten sich und ihre Arbeit vor. Für Interaktion sorgte die Chatfunktion, die von den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern gut genutzt wurde, wie Personalreferentin Sarah Dannenbring erfreut feststellte: „Die Sechst- und Siebtklässler traten während des Online-Meetings sogar untereinander in Diskussionen – und das, obwohl sie von unterschiedlichen Schulen stammten.“

Die schulische Sichtweise trug unter anderem Friederike Bittner vor, Leiterin des BerufsOrientierungsBüro (BOB) an der Oberschule Schüttorf: Sie unterstrich das gemeinsame Ziel, jungen Menschen in den Beruf zu helfen. „Digitale Formate sind grundsätzlich richtig, aber sie sind kein Selbstläufer“, sagte sie. Die Schulen müssten als Multiplikatoren wirken, was mit einem hohen Organisationsaufwand verbunden sei. Ohne direkte Ansprache der Schüler etwa gingen auch gute Angebote der Unternehmen unter. Sie ermutigte die Betriebe jedoch, weiter am Ball zu bleiben: Viele Schülerinnen und Schüler seien durch den Zuwachs an Know-how nun offener für solche digitalen Formate als noch vor einem Jahr. Wilhelm Evers, Studiendirektor an den KBS, berichtete unter anderem von Online-Beratungen sowie der Teilnahme an der Ausbildungs- und Studienmesse „vocatium“ in digitaler Form. Langfristig müssten von Seiten der Schulen jedoch Konzepte erstellt werden, damit Online-Vorhaben für alle Beteiligten erfolgreich umgesetzt werden können.

Unterm Strich zeigten sich alle Teilnehmenden einig darüber, dass Präsenzveranstaltungen niemals gänzlich zu ersetzen seien. Allerdings dürften die gewonnenen Erfahrungswerte nach Corona nicht einfach wieder verworfen werden. Auch für hybride Varianten zeigten sich Schulen und Unternehmen offen. KBS-Schulleiter Wolfang Schönnagel resümiert: „Wir brauchen eine gesunde Mischung.“